Steinen. Ausgestattet mit Taschenlampen und Ultraschalldetektoren machten sich am Wochenende rund 70 naturbegeisterte Kinder und Erwachsene am Hausweiher auf Beobachtungstour. Im Strahl der Taschenlampen sausten ab Einbruch der Dunkelheit Wasserfledermäuse blitzschnell und mit halsbrecherisch anmutenden Flugmanövern über die Wasseroberfläche des Hausweihers auf der Jagd nach Insekten. Satte 2000 davon braucht ein Fledermausweibchen mit Nachwuchs jede Nacht. Das hatte Fledermausexperte Marcel Weidenfeller den staunenden Teilnehmenden zuvor erklärt. Die Westerwälder „Batnight“ ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der NABU Gruppen Hundsangen und Kroppacher Schweiz sowie Christoph Kopper vom Campingpark Hofgut Schönerlen.
Fledermäuse fliegen mit den Händen
Und noch mehr Erstaunliches hatte der Fledermausexperte zu Beginn des Abends parat. So fliegen Fledermäuse mit den Händen und erst 1936 konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass sie sich mit Ultraschall orientieren. Sie stoßen Ultraschalllaute aus und aus deren Reflektion entsteht in ihrem Kopf ein räumliches Bild ihrer Umgebung samt den darin vorhandenen Beutetieren.
Im Westerwald gibt es rund 15 beobachtbare Arten von Fledermäusen, darunter die Abendsegler, die Wasserfledermaus und Langohrfledermäuse.
Lebensräume dringend gebraucht
Alle Fledermausarten gelten als hochgradig gefährdet. Manche, wie die Kleine Hufeisennase, sind im Westerwald bereits ausgestorben. Deswegen warb Marcel Weidenfeller eindringlich dafür, die Lebensräume der Fledermaus zu erhalten. An Häusern sind dies vor allem Mauerspalten und Dachböden, eigentlich alle geschützt gelegenen Hohlräume. Wer mag, könne auch spezielle Fledermauskästen am Haus aufhängen.
Jetzt zum Ende des Sommers bereiten sich die Fledermäuse schon auf den Winter vor. Jetzt gilt es, sich Winterspeck anzufressen für den mehrmonatigen Winterschlaf. Bald werden die kleinen Säuger ihre Sommerquartiere verlassen und sich zunächst Schwärmquartiere und danach dann Winterquartiere suchen. Hier im Westerwald seien das oft alte Stollen, erklärte Marcel Weidenfeller, aber auch mal ein Holzstapel oder frostsichere Verstecke, Hauptsache es werde dort nicht kälter als 5 bis 10 Grad Celsius.
Besonders die jungen Teilnehmer zeigten großes Interesse und stellten viele Fragen. Wegen eines aufziehenden Gewitters endete die Veranstaltung dann etwas früher als geplant, was den Erfolg dieser Westerwälder Fledermausnacht aber nicht schmälerte. „Es war beeindruckend zu sehen, wie begeistert die Kinder waren,“ resümierte Karin Rohrbach-Gramsch vom NABU Kroppacher Schweiz die Veranstaltung. „Die Batnight hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, bereits die Jüngsten für den Naturschutz zu sensibilisieren.“
Für Rückfragen:
Carola Pfeiffer NABU Kroppacher Schweiz 01577-2057801
Bildunterschriften:
1. Karin Rohrbach-Gramsch vom NABU Kroppacher Schweiz zeigt Präparate von Westerwälder Fledermäusen / Foto: Carola Pfeiffer
2. Marcel Weidenfeller vom NABU Hundsangen führt 70 Teilnehmende in die geheimnisvolle Welt der Fledermäuse / Foto: Carola Pfeiffer
Mit fast vollbesetztem Bus, guter Stimmung und herrlichstem Wetter ging es um 9:00 Uhr los nach Weilbach. Vor Ort wurde die Reisegruppe von erfahrenen und engagierten Naturführen empfangen, die uns in einer zweistündigen Exkursion durch die rekultivierte Landschaft der Weilbacher Kiesgruben führten. Dort konnten die Teilnehmer Einblicke in das Spannungsfeld zwischen industrieller Nutzung und Rekultivierung der Anlagen erhalten und gleichzeitig die Kraft der Natur bei der Rückgewinnung neuer Biotope mit ihren vielfältigen Pflanzenarten und seltenen Tieren ganz lebendig erleben.
Anfang der 1980er Jahre wurde die „Gesellschaft zur Rekultivierung der Kiesgrubenlandschaft Weilbach mbH (GRKW) gegründet und mit der Rekultivierung der teilweise zur wilden Müllkippe verkommenen Kiesgrube begonnen. Auf 150 Hektar erstreckt sich die Landschaft der Weilbacher Kiesgruben, 58 Hektar sind mittlerweile als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Auf angelegten Rundwanderweg von Aussichtsturm zu Aussichtsturm kann der Besucher die vielfältige Tierwelt beobachten. Neben kargem Ödland tun sich Tümpel, Sumpfgebiete und Seen auf in denen sich Lurche, Kriechtiere, Schmetterlinge und anderen Insekten, sowie seltene Vogelarten wie Flussregenpfeifer, Pirol und auch der Bienenfresser angesiedelt haben. Von den ca. 30 im MTK nachgewiesenen Libellenarten flirren 26 über den Seen und Tümpeln der Kiesgrube.
Bei strahlender Sonne und Temperaturen um 30 Grad waren dann alle frohe die kleine Mittagspause im Schatten genießen zu können. Nach der Mittagspause ging es dann auf eine zweite Exkursion, wo eben jene 42 Libellenarten zu entdecken waren. Das Wetter spielte uns natürlich in die Karten und so konnten die Teilnehmer unter fachkundiger Führung eines Libellenexperten an verschieden Gewässern das muntere Treiben der prachtvollen Libellen beobachten. Mehr als 15 verschiedene Arten wurden in der eineinhalbstündigen Exkursion entdeckt und zu jeder die typischen Verhaltensweisen vom Hochzeitstanz bis zur Eiablage erklärt. Mit all dem Hintergrundwissen über Libellen waren die Beobachtungen ein ganz besonderes Erlebnis.
Am späten Nachmittag kehrte die Reisegesellschaft zum Abschluss noch in das nahgelegene Restaurant Flörsheimer Bootshaus ein, wo in geselliger Runde mit kühlen Getränken und leckerem Essen ein schöner Ausflugstag zu Ende ging.
Bereichert durch viele Beobachtungen und einigen neuen Erkenntnissen aus den Führungen und Vorträgen kehrte die „NABU on Tour“ Reisegruppe am Abend wieder nach Hause zurück.
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Fotos: Martin Dietz und Robert Kämper / Text: Robert Kämper
Hundsangen - Wildpflanzen gelten in diesen Zeiten, wo sich viele Menschen wieder auf die Natur zurückbesinnen nicht nur mehr als lästige Unkräuter, sondern haben vieles mehr zu bieten. Ob als Vorboten des Frühlings, kulinarische Highlights in der Küche oder zur Freude der Insektenwelt in der immer seltener werdenden noch intakten Natur.
In einer 2,5 stündigen informativen, unterhaltsamen und lehrreichen Kräuterwanderung nahm die ausgebildete Kräuterpädagogin Katharina Kindgen (NABU) 40 interessierte Personen, die teilweise von weit her angereist waren mit in die Welt der Pflanzen. Die Teilnehmer*innen lernten nicht nur biologische Hintergründe und Pflanzenfamilen kennen, sondern auch mit Leidenschaft vorgetragene Plädoyers für echte Westerwälder "Sauecken" (einfach mal die Natur Natur sein lassen…) und deren wichtigen Bedeutung in der heutigen Zeit. Denn mit dem Aussterben einer einzelnen Wildpflanze verschwinden auch ca. 13 Insektenarten, erklärte sie. Diese seien schließlich auch für die Bestäubung unserer Obstbäume und Nutzpflanzen zuständig. Wiederholt ging die Kräuterfrau auf die gerne in den angeblichen „Sauecken“ wachsende ungeliebte Brennessel ein, die zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe aufweist. Man kann sie frisch oder getrocknet verzehren, sie kann gegen Müdigkeit helfen und ihr wird sogar eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Außerdem soll ein Teelöffel Brennesselsamen (Nüsschen) täglich sehr gut für die Augen sein und helfen, das gute Sehvermögen zu erhalten. „Jeder liebt Schmetterlinge - nur die wenigsten mögen Brennesseln, aber diese Pflanze dient den Raupen von 36 Schmetterlingsarten als Futterquelle und ist somit essentiell für die Entwicklung dieser Falterarten“ erklärt Kindgen. Wildpflan-zen sind also auch in besonderem Maße auf die Toleranz von uns Menschen angewiesen. Doch leider werden Wegränder und Gärten immer noch zu früh und zu oft gemäht oder gemulcht und aufgeräumt, sodass die Pflanzenwelt sich nicht mehr reproduzieren kann, wodurch die Biodiversität rapide abnimmt. "Jeder einzelne kann etwas im eigenen Wohnumfeld tun", um sogenannte Trittsteine der Natur wieder zur Verfügung zu stellen, appellierte die Referentin an alle Teilnehmer*innen.
Nach einer kurzweiligen und sehr informativen Veranstaltung des NABU Hundsangen wurde Frau Kindgen mit viel Applaus verabschiedet und alle waren sich einig: „Wir haben viel über unsere Wildkräuter gelernt und freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen!“