Absolut kein Grund zur Panik! Zurzeit geistert wieder das Thema Fledermaustollwut verstärkt durch die Medienwelt und suggeriert eine Gefahr für Otto Normalverbraucher, die so absolut nicht gegeben ist. Deshalb möchte der NABU Hundsangen im Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz das Thema aufgreifen und versuchen, evtl. verunsicherte Bürger und Bürgerinnen wieder zu beruhigen. Es besteht definitiv kein Grund zur Besorgnis! Im Westerwaldkreis wurden bisher noch keine tollwutinfizierten Fledermäuse gemeldet.
Die mit der Wildtollwut nicht verwandte Fledermaustollwut kommt prinzipiell auf allen Kontinenten vor. Sie hat jedoch, je nach Kontinent, oft andere Virenstämme. In Europa kennt man den Lyssavirus-1 und 2 sowie den Bokeloh Fledermaus-Tollwutvirus. Führt man sich vor Augen, dass in Europa seit 1977 fünf Todesfälle von Menschen auftraten, die auf den Fledermaustollwutvirus zurückgeführt wurden, davon keiner in Deutschland, so wird sehr schnell klar, wie extrem unwahrscheinlich es ist, von dieser Krankheit befallen zu werden, selbst wenn man tagtäglich mit Fledermäusen zu tun hat, wie die Mitarbeiter des NABU-Arbeitskreis-Fledermausschutz. Selbst bei Nutz- oder Haustieren ist der Fledermaustollwuterreger bisher nur zweimal in Europa, nämlich in Dänemark bei Schafen festgestellt worden. Wer, insbesondere von den Jüngeren MitbürgerInnen macht sich ernsthafte Gedanken darüber, an einer Grippeerkrankung sterben zu können? Welcher Hundehalter kommt ernsthaft ins Grübeln, wenn es um die Infektion mit dem Fuchsbandwurm geht? Und doch ist die zumindest theoretische Gefahr sehr viel höher, als bei der Fledermaustollwut. Aber eben doch nicht so hoch, dass man sich bei diesen Erkrankungen ernsthafte Gedanken über das eventuelle Ableben machen muss.
Die Absolute Häufigkeit infizierter Fledermäuse, die genaue Verbreitung des Virus in Deutschland und dessen Pathogenität sind gegenwärtig relativ wenig bekannt. In Deutschland wurden bisher mehrere hundert infizierte Fledermäuse festgestellt, von denen das Gros Breitflügelfledermäuse waren. Bei der Breitflügelfledermaus handelt es sich um eine größere (ca. 6 bis 8 Zentimeter Kopf-Rumpflänge) Art, die zumindest in Westerwald vom AK-Fledermausschutz bisher nur sehr lokal festgestellt wurde und die zudem landesweit aufgrund von Lebensraumverlusten immer seltener wird. Trotzdem sollte jeder im tatsächlichen Umgang mit Fledermäusen äußerste Sorgfalt walten lassen. Wenn nicht absolut unbedingt erforderlich, ist der direkte Kontakt mit den Tieren zu vermeiden.
Unsere heimischen Fledermausarten beißen, wenn überhaupt nur dann zu, wenn sie in die Enge getrieben oder in die Hand genommen werden, einzig und allein, um sich zu verteidigen.
Nach einem Fledermausbiss oder-kratzer sollte die Wunde gründlich gereinigt und vorbeugend ein Arzt aufgesucht werden. Dieser entscheidet dann, wie weiter vorzugehen ist. In der Regel wird eine aus diversen Impfdosen bestehende Tollwutimpfung im Abstand von mehreren Tagen verabreicht. Mittlerweile werden die Tollwutimpfungen mit einer Spritze schmerzlos in den Oberarm appliziert und sind in der Regel sehr gut verträglich.
Wer eine augenscheinlich hilfsbedürftige Fledermaus findet, sollte das Tier, wenn überhaupt, grundsätzlich nur mit dicken, bisssicheren Lederhandschuhen anfassen, die eine eventuelle Wunde verhindern. Danach sollte das Tier in einen ausbruchsicheren, luftdurchlässigen Behälter verfrachtet werden. Anschließend wenden sie sich an die Mitglieder des Arbeitskreis-Fledermausschutz Rheinland-Pfalz. Hilflose Fledermäuse sind durch diverse Naturschutzgesetze – und Verordnungen streng geschützt und damit absolut keine Kuscheltiere sondern gehören in die Obhut erfahrener Fledermausexperten, die eine Genehmigung zur Pflege von Fledermäusen haben. Diese wird fledermauskundigen Personen von der Oberen Naturschutzbehörde ausgestellt, wenn diese von der fachlichen Fähigkeit des Antragstellers/ der Antragstellerin überzeugt ist.
Als Fazit wünschen wir ihnen weiterhin viel Freude bei der Beobachtung von Fledermäusen. Sei es z.B. bei deren Jagdflügen über Gewässern oder beim abendlichen Ausflug von Zwergfledermäusen an Hausdächern.
Eine sehr gute Informationsschrift zum Thema Fledermaustollwut ist vom Friedrich-Löffler-Institut herausgegeben worden, deren Studium wir dem interessierten Leser/ der interessierten Leserin unbedingt ans Herz legen möchten.